Wichtiges Thema Inkontinenz
„Auch in den Pflegeeinrichtungen des Wiener Gesundheitsverbundes ist Inkontinenz ein großes, präsentes Thema“, schildert Gerhard Moos, diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger in der Pflegehaus Floridsdorf. Deshalb sei es wichtig, das Bewusstsein nicht nur in der Pflege, sondern allgemein in der Bevölkerung zu schärfen und die vielfältigen Therapiemethoden aufzuzeigen.
Fünf Mythen über Inkontinenz
Unser Inkontinenz-Experte Gerhard Moos zeigt 5 Mythen zum Tabuthema „Inkontinenz“ auf und informiert über Therapiemöglichkeiten.
Mythos 1: „Blasenschwäche ist eine normale Begleiterscheinung des Alterungsprozesses.“
Falsch: Unfreiwilliger Harnabgang ist auf keinen Fall eine selbstverständliche Konsequenz des Älterwerdens und kann Menschen jeden Lebensalters treffen.
Mythos 2: „Inkontinenz ist kein häufiges Problem.“
Falsch: 5 Prozent der Bevölkerung leiden darunter. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, davon betroffen zu sein. So leiden 25 Prozent der 70-jährigen und 60 Prozent der Bewohner*innen von Alten- und Pflegeheimen unter Inkontinenz und ihren Folgen.
Mythos 3: „Blasenschwäche ist eben Blasenschwäche. Jede*r Betroffene ist gleich zu behandeln.“
Falsch: Es gibt verschiedene Formen des unfreiwilligen Harnabgangs, die unterschiedlich zu behandeln sind.
Mythos 4: „Blasenschwäche ist ein Frauenleiden.“
Falsch: Auch Männer leiden an unfreiwilligem Harnabgang im Alter – nahezu ebenso häufig wie Frauen. Unfreiwilliger Harnabgang kann beispielsweise auch in Folge einer Prostataoperation auftreten.
Mythos 5: „Blasenschwäche ist nicht behandelbar.“
Falsch: Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, die auf die Ursache des unfreiwilligen Harnabgangs abgestimmt sind.
Vielfältige Therapiemöglichkeiten für die häufigsten Formen der Inkontinenz
Die Belastungsinkontinenz ist bei Frauen die häufigste Form. Sie wird durch geschwächte Harnröhrenverschlüsse verursacht. Schwangerschaft, Geburt und altersbedingte Veränderungen der Beckenbodenmuskulatur sind typische Auslöser dafür. Männer können eine Belastungsinkontinenz nach Prostataoperationen erleben. Dabei können alltägliche Bewegungen wie Husten, Niesen oder körperliche Anstrengung zu unfreiwilligem Harnabgang führen.
Die Therapie zielt hauptsächlich auf Beckenbodentraining ab, effektiv unter Anleitung einer Physiotherapeutin. Zudem reduziert eine Gewichtsreduktion den Druck auf den Beckenboden. Stuhlgangregulierung und medikamentöse Unterstützung sind zusätzliche Optionen. Bei schweren Fällen kann eine Operation zur Verbesserung der Situation helfen.
Die Dranginkontinenz zeichnet sich durch starken, unkontrollierbaren Harndrang aus, auch wenn die Blase nicht voll ist. Ursachen können Überaktivität der Blasenmuskulatur oder chronische Entzündungen im Blasenbereich sein. Therapeutisch steht in diesem Fall das Kontinenz-Training im Fokus. Regelmäßige Toilettenbesuche und Miktionsprotokolle helfen, den Harndrang zu kontrollieren. Medikamente zur Muskelentspannung der Blase können verschrieben werden. Elektrotherapie und Biofeedback regulieren die Muskelaktivität.
Die Mischinkontinenz kombiniert Belastungs- und Dranginkontinenz. Jede Form erfordert eine spezifische Behandlung. Ein multidisziplinärer Ansatz aus Beckenbodentraining, Kontinenz-Training und weiteren therapeutischen Maßnahmen optimiert die Behandlungsergebnisse. Zusätzlich spielen Lebensstiländerungen eine Rolle: gesunde Ernährung, Gewichtsmanagement und angepasste Flüssigkeitsaufnahme unterstützen die Therapie und verbessern die Lebensqualität der Betroffenen.
Diese und weitere wirkungsvolle Behandlungen verbessern die Lebensqualität bei Inkontinenz und bieten individuelle Hilfe für jeden Bedarf.